Zu Gast im Radio – Ist nachhaltiges Denken wirklich nachhaltig?

Ring, ring. Eine komische Nummer aus der Ostschweiz, während ich gerade mit einer Hand ein kleines hungriges Kind versuche zu besänftigen und mit der anderen mehr oder weniger elegant die herrlich duftende Kürbissuppe umrühre. So in etwa sah der endende Papimorgen aus. 

Ring, ring. Mit der dritten freien Hand nehme ich das Telefon ab und werde von der Lea im schönen Ostschweizer Dialekt begrüsst. Radio Toxic FM am Apparat. Holla.

Ich vertröste die Lea auf eine halbe Stunde später um ein kurzes Telefoninterview für einen Bericht zu halten.

Ausschnitt aus dem Beitrag

Ich kleiner Nobody, werde zum Radiointerview gebeten. Es ist nicht die Tagesschau sondern ein kleiner Lokalsender, aber immerhin. Es zeigt, dass die Bienenwachstücher ein gewisses Momentum haben, aber wird in 1 Jahr noch jemand danach fragen? Immerhin erzählt mir meine über 90 Jahre alte Grossmutter, dass sie Bienenwachstücher bereits kannten.

Alles nur Hype oder ist da etwas dran?

Diese Frage stelle ich mir oft: Immer neue Produkte schiessen wie Pilze aus dem Boden. Ähnlich schnell eröffnen immer neue Unverpackt Läden ihre Portale. Ist es lediglich ein Hype, bleibt es eine Nische oder wird es irgendwann mal der Standard?

Vor ein paar Tagen habe ich ein kleines Mini Portal in die Welt gesetzt, welches Nachrichten rund um Zero Waste und Nachhaltigkeit aggregiert: Zero Waste News. Auffallend dort ist, dass fast täglich News zu Unverpackt Läden drin sind. Also doch ein Hype?

In der IT Branche ist jeder mit dem Gartner Hype Cycle vertraut. Jede neue Technologie durchschreitet diesen Zyklus. Während einige Technologien oder Produkte nach einer bestimmten Zeit ins Platea der Produktivität wechseln, kommen viele gar nie aus dem Tal der Enttäuschung heraus.

Der Gartner Hype Cycle allgemein dargestellt.

Einige positive Signale gibt es durchaus. So ist angeblich die Luftqualität Weltweit besser geworden (Beitrag im Radio, konnte ihn aber nicht mehr ausfindig machen). Die untestehende Grafik zeigt auf, wie die Bemühungen der Reduktion der Treibhausgase langsam Frucht zeigen. Für Deutschland ist der Trend ähnlich.

Nur ein Hype? Wahrscheinlich nicht. Und dennoch manchmal ein Wiederspruch. Auf der einen Seite wollen wir möglichst viel: Das coole Auto, das günstige Fleisch und die Avocado aus Mexiko. Dazu alle zwei Jahre ein neues Handy, billige Kleider aus Primark und Ferien in Bali. 

Im Gegensatz dazu wollen wir mit Bienenwachstüchern auf Plastikfolie verzichten, weil sie stylisch aussehen, bauen Tomaten im Garten an als ausgleich zum täglichen Bürojob und kaufen im Second Hand Kleider an.

Soll da jemand noch Prinzipien sehen?

Und ist es jetzt nachhaltig?

Das Thema ist viel zu komplex, um das hier in einer paar Minuten zu beschreiben. Dazu kommt, dass ich viel zu unwissend und kleinsichtig bin, um alle Seiten der Medaille (und da sind bestimmt mehr als zwei) zu beleuchten.

Dennoch möchte ich zu einem Ende kommen und ein Fazit ziehen. Ein Hype ist es sicher nicht. Dafür hält er zu lange an. Aber dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz einfach so aus Liebe zur Natur gemacht werden scheint mir eine Märchenvorstellung. Dass wir als Menschheit auf Luxus, Wohlstand und Mobilität verzichten ist eine Utopie. Die Luft ist nicht sauberer geworden, weil wir weniger Autofahren und es weniger Autos gibt (das Gegenteil ist wahrscheinlich der Fall), aber die Technologie wurde besser und sauberer.

Ferien anstatt in Bali am Brienzersee. Unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eher, dass in nicht allzuferner Zukunft die Menschen Ferien im Weltall oder auf dem Mond machen.

Nachhaltige Produkte und Ideen müssen genauso gut, genauso günstig und genauso bequem sein, wie die heutigen “dreckigen” Alternativen. Solange das nicht der Fall ist, werden solche Produkte ein Nischendasein fristen.

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